Taiji-Dao e.V
Taiji-Dao e.V

Artikel von Frau Bing Luo-Eichhorn, erschienen im Taijiquan und Qigong Journal Heft 75 1/2019

Wudang - Der Weg an sich ist Dao

Wir sind in Zentralchina, die hohen Bergen stehen dicht an dicht und strecken sich wie eine ununterbrochene Kette. Der höchste Gipfel - die Himmelssäule - ragt mit 1612 m über alle anderen Berge hinaus. Die Wolken sind Dauergäste, wenn sie  kommen, bedecken sie die Berge mit grauem Schleier, im Handumdrehen sind diese aber auch wieder weg, der Himmel ist klar und blau. Hier wachsen und gedeihen über 700 Pflanzenarten, zahlreiche stehen unter Naturschutz. Unterwegs begegnet man häufig kleinen oder größeren Vögeln und Insekten. Kein Wunder, hier leben über 1000 Sorten von Insekten und über 130 Vogelarten. 49 verschiedene Tierarten sind hier einheimisch. Außerdem sind zahlreiche Paläste, daoistische Tempel und, Klöster hier angesiedelt.

Hier ist auch die Heimat des Taijiquan, daher hat die Gegend eine magische Anziehungskraft auf viele Taijiquan- und Kampfkunst- Liebhaber/innen. Nicht zu vergessen, hier ist das Zentrum des Daoismus. Jährlich kommen unzählige Leute aus aller Welt hierher, um sich vom daoistischen Gedankengut inspirieren zu lassen.

Wir sind im Wudangshan

Wudangshan, auch Taihe genannt, ist eine Bergregion der Provinz Hubei, nahe der Stadt Shiyan. Das ganze Gebiet umfasst ca. 400 km², die durchschnittliche Höhe beträgt 1000 m. Die 72 Gipfeln, 36 bizarren Felsen und 24 Täler, 11 Höhlen, 9 Brunnen bilden eine vielfaltige, malerische und imposante Landschaft. Der Wudangshan blickt auf eine lange Geschichte zurück. Bereits um 80. v. Chr. wird der Name Wudang zum ersten mal  im “Hanshu“ (Das Buch der Han-Dynastie) genannt. In der Xijin-Dynastie (265-420) haben die ersten Gelehrten sich als Einsiedler hierhin zurückzogen. Über 4 Jahrhunderte später in der Tang-Dynastie (896-897) wurde Wudangshan zur heiligen Stätte des Daoismus (Fudi, der glückliche Ort) erklärt. 

 

Seitdem wurde Wudang von allen nachfolgenden Kaisern geehrt und genoss eine erhabene Stellung. Im Jahr 1412 erteilte der Ming-Kaiser Zhu Di den Befehl, verschiedene Paläste errichten zu lassen. 

Über 200.000 Soldaten und Zivilisten waren am Bau der Anlagen beteiligt. 12 Jahre später sind 33 Paläste in unterschiedlichen Größen und Ausführungen eingeweiht worden. 

1552 wurde Wudangshan zu einer kaiserlichen Tempelanlage ernannt und galt als Nummer Eins unter den daoistsichen Bergen. 

 

Die Zeit fließt dahin, und die Berge sind immer noch da, trotz Regen, Wind und Schnee. 

Bis heute ist der prächtige Gebäudekomplex erhalten. Dieser Komplex verfügt über 8 Paläste, 2 daoistische Tempel, 39 Brücken und 12 Pavillons sowie Götterpfade aus Stein. Seit 1994 ist dieser Gebäudekomplex von der UNESCO als Weltkulturerbe gelistet.

Während der Kulturrevolution in den 1960er Jahre der letzten Jahrhunderts  befand sich ganz China in einem Ausnahmezustand. Tradition und Kultur wurden mit Füssen getreten und rücksichtslos zerstört. Auch Wudangshan blieb davon nicht verschont. Die alten Traditionen und religiösen Rituale konnten nicht fortgesetzt werden. Erst nach Ende der Kulturrevolution erlebte Wudangshan erneute eine Blütezeit. Die Tempelanlagen, Klöster, Paläste, Antiquitäten und  Ausgrabung wurden umfangreich restauriert und wieder zu neuem Glanz gebracht. Währenddessen wurden daoistische Traditionen und Wudang-Kampfkünste wieder belebt und weiter gepflegt. In den 1990er Jahren wurde Wudangshan dann auch in die Liste des UNESCO Weltkulturerbes und Weltnaturerbes aufgenommen. Die prächtigen und beeindruckenden Bauwerke sowie die Kultur bilden mit den grandiosen Berglandschaften ein schönes Ausflugsziel und ziehen jährlich Menschen aus aller Welt an. Um den steigenden Touristenandrang zu bewältigen, wurden die entsprechenden Infrastrukturen weitergehend ausgebaut. Ein neuer Flughafen wurde im Jahr 2016 in Betrieb genommen. Die Anbindung an andere Großstädte wurde dadurch erheblich einfacher. Z.B dauert der Flug nach Beijing jetzt 2 Stunden. Vor ein paar Jahren gab es nur eine Zugverbindung, die länger als 12 Stunden dauert. Am Fuss des Berges entstand eine große Busstation, vor dort aus fährt man mit den Bus in die Berge hinein und über unzählige Serpentinen gelangt man zu den verschiedenen Sehenswürdigkeiten. Öffentlicher Straßenverkehr ist aus Umweltgründen nicht erlaubt. Auf den Berg schießen inzwischen unterschiedliche Unterkünfte wie Pilze aus dem Boden, sowohl bescheiden und schlicht eingerichtete Gästezimmer als auch Hotels mit atemberaubender Aussicht stehen jedem Gast zur Verfügung. „Das Essen ist des Volkes Himmelreich“ sagt ein chinesisches Sprichwort. Deswegen soll auch auf dem Berg kein Gast mit knurrendem Magen herumspazieren. Zahlreiche Restaurants mit einheimischer Küche sorgen für das leibliche Wohlbefinden. Insbesondere für Vegetarier gibt es genügend fleischlose Abwechslung auf dem Speiseplan.

 

Wudangshan zählt zu den berühmtesten Bergen des Daoismus. Im Zuge seiner langen Geschichte haben zwei große Namen die daoistische Entwicklung stark geprägt und beeinflußt. Einer davon ist Xuan Wu, der dunkle Krieger oder auch Zhen Wu, der wahre Krieger, genannt. Der chinesischen Mythologie nach ist Xuan Wu der Kaiser des Nordens. Er gilt als einer der mächtigsten Gottheiten des Daoismus. Mit seinen langen, offenen Haaren, seiner großen und kräftigen Statur, wirkt er Ehrfurcht gebietend, seine Erscheinung ist martialisch und hoheitlich. Zwei Generäle, namentlich die Schlange und die Schildkröte, weichen nicht von seiner Seite. Im Wudangshan wird Xuan Wu als Schutzherr verehrt. Außerdem wird er auch als Gottheit der Heilung und des Exorzismus angesehen. Ikonographisch wird Xuan Wu als Schlange dargestellt, die sich um eine Schildkröte windet. Wenn man heutzutage die Tempel und die Klöster besichtigt, begegnet man häufig Stelen mit einer Schlange und einer Schildkröte. Selbst nach tausenden Jahre sind die Spuren und Wirkungen von Xuan Wu immer noch stark präsent. 

 

Eine andere einflussreiche Legende im Wudangshan ist Zhang Sanfeng. Geboren in der Yuan-Dynastie (1247—1458), war Zhang Sanfeng ein daoistischer Mönch, und gleichzeitig auch ein vielseitiger, herausragender Kampfkünstler. Einer Legende nach hat er durch die Beobachtung eines Kampfes zwischen einer Schlange und einer Elster das Prinzip des weichen Kämpfens mit innerer Kraft entdeckt. Daraus leitete er das Grundprinzip der inneren Kampfkünste (Neijiaquan) ab. Er gilt als Gründer sowohl der inneren Kampfkünste des Wudang (Wudang Neijiaquan) als auch des Taijiquan. Im hohen Alter zog er sich in ein daoistisches Kloster zurück, um sich mehr der Meditation und der inneren Alchimie (Neidan) zu widmen. Weiterhin war er auch ein bekannter Alchemist (Dandao-Meister). 

 

Zhang Sanfeng hat den Grundstein für die Wudang-Schule (Wudangpai) gelegt. Im Zuge der Jahrhundertlangen Entwicklung haben die nachfolgenden Kampfkünstler weiter an der Theorie gearbeitet und die Techniken perfektioniert, so dass sich die Wudang-Schule zu einem eigenständigen System entwickelte. Aus dem System sind verschiedene Stile und Formen entstanden, wie z.B Taijiquan, Xingyiquan, Bagua, Säbel-Formen und Speer-Formen, alle diese haben ihre Wurzelshan im Wudang. Die Wudang-Kampfkunst ist stark von der daoistischen Philosophie geprägt, deren Grundprinzipien beim Kampf lauten: „Kontrolle durch Defensive “ und „Die Bewegung durch Ruhe kontrollieren“. Angriff und Offensive stehen in der Wudang-Schule nie im Vordergrund. Dagegen groß geschrieben wird die Arbeit mit der inneren Energie (Neigong). Die Bewegungen sind fließend, sanft, zurückhaltend, aber auch geschmeidig und elegant, was auch dem Prinzip entspricht, „Die Härte durch Sanftheit beherrschen“.

 

Bis heute gilt Wudang nach wie vor als Zentrum der Kampfkünste und wird von vielen Kampfkunstliebhaber/rinnen aus ganzer Welt hoch geschätzt. Jährlich nehmen abertausende Interessenten den langen Weg in Kauf und reisen nach Wudangshan, um die heiligen Berge mit eigenen Augen zu sehen, in die Kultur einzutauchen und deren Kampfkünste zu erlernen. Im Wudangshan sind derzeit 19 Kampfkunstschulen ansässig, die Mehrheit davon sind private Einrichtungen. Um eine Kampfschule eröffnen zu können, müssen bestimmte Bedingungen erfüllt werden, unter anderem die fachliche Kompetenz. Die Trainer der jeweiligen Schule müssen sich zertifizieren lassen. Es werden verschiedene Stile und Formen vermittelt. Eine davon ist Taiyiwuxingquan, eine der bedeutendsten Formen der Wudang-Schule. Der Name Taiyiwuxingquan besteht aus drei Wörter. Taiyi bezeichnet ursprünglich den Weg im Daoismus und ist ein philosophischer Begriff.  Später entwickelte er sich zu einer Bezeichnung für eine Gottheit. Wuxing steht für die Fünf Elemente und Quan ist die Faust. Die Geschichte von Taiyiwuxingquan geht auf die Ming-Dynastie (1488-1504) zurück. Inspiriert von den 13er Taiji-Formen von Zhang Sanfeng und dem Spiel der Fünf Tiere von Hua Tuo, hatte der damalige Großmeister Zhang Shouzhong, der Longmenpai-Linienhalter in der 8. Generation, diese Form kreiert. Weiterhin sind auch Elemente aus dem Tuna, Daoyin und anderen Kampfkünsten in diese Form eingeflossen. Jahrhundertlang blieb Taiyiwuxingquan geheim und wurde nur an hochrangige Mönche innerhalb der Longmen-Schule weiter gegeben. Für die Öffentlichkeit war die Form nicht zugänglich. 

 

Das Prinzip des Taiyiwuxingquan basiert auf der Theorie der Fünf Elemente. Die alte traditionelle Form zeichnet sich durch raffinierte Grifftechniken aus. Sie legt großen Wert auf die Führung der Aufmerksamkeit, das Bewahren der Ruhe und Abwehrbewegungen. Die Anwendung roher Kraft, das Kräftemessen und Angriffstechniken sind dagegen weniger von Bedeutung. Die runde und bogenförmige Bewegungsausführung, die intensive Drehung der Hüftgelenke und der Fussgelenke, sowie die kleinen Schritte sind charakteristisch für diese Form. Die insgesamt 23 Bewegungen sehen sanft, fließend und anmutig aus. Als eine hervorragende Verteidigungstechnik genießt sie eine hohe Stellung in der Wudang-Schule. Seit Jahren gilt Taiyiwuxingquan als nationales immaterielles Kulturerbe Chinas. 

 

An der Geheimhaltung wurde bis in die 20er Jahre des letzten Jahrhundert festgehalten. Zu dieser Zeit war der Mönch Li Helin der Linienhalter in der 16. Generation. Eines Tages, als er im Bambushain des Purpurpalastes die Form übte, wurde er von Jin Zitao zufällig beobachtet, der zur dieser Zeit im Wudangshan weilte. Dieser Jin Zitao war kein gewöhnlicher Besucher, er war ein Familienmitglied der kaiserlichen Sippe der Mandschukaiser der Qing-Dynastie. Sein Stiefbruder Aisin Gioro war der letzte Kaiser Chinas. Nachdem Jin Zitao die Form bei Li Helin gesehen hatte, war er fasziniert und begeistert. Daraufhin bat er Meister Li, ihm diese Form beizubringen. Dies wurde von Meister Li jedoch entschieden abgelehnt. Jin Zitao gab jedoch nicht einfach auf und leistete beharrliche und intensive Überzeugungsarbeit. Er kniete vor Meister Li und schwor vor der Xuan Wu-Statue, dass er das Geheimnis dieser Kampfkunst nie preisgeben würde. Am Ende war Meister Li doch von seiner Beharrlichkeit und Entschlossenheit gerührt und brach mit der Regel der Geheimhaltung innerhalb der Schule und nahm ihn als Schüler auf. Daraufhin gab Meister Li die komplette Form an Jin Zitao weiter. Seitdem widmete sich Jin Zitao der Form mit Hingabe ein Leben lang. Und wie versprochen hat auch er Taiyiwuxingquan stets geheim gehalten.

 

 

 

 

Jin Zitao, ein Stiefbruder des letzten chinesischen Kaisers, durfte als erster Außenstehender in den 1920er Jahren das Taiyiwuxingquan lernen.

Ein halbes Jahrhundert ist vergangen. Jin Zitao ist nun ein alter Mann geworden. 1980 bei einer nationalen Veranstaltung der Kampfkunst hatte er erkannt, dass diese hervorragende traditionelle Form verloren gehen könnte, wenn er die Form nach wie vor nur für sich behielt. Das wäre riesiger Verlust. Nach langer Überlegung und innerer Zerrissenheit entschloss er sich, sein Versprechen zu brechen und die Form in der Öffentlichkeit zu präsentieren, so dass diese alte, traditionelle Form weiter gepflegt und fortgesetzt werden konnte. Jin Zitao fand es jedoch sinnvoller, die Wudang-Form wieder an den Ursprungsort Wudangshan zurückzugeben. Er reiste mehrmals nach Wudangshan, um die Form an andere Wudang-Kampfkünstler zu vermitteln. Eine von seinen wenigen Meisterschülern war Frau Zhao Jianying. 

 

 

 

Zhao Jianying (1926 - 2011) war eine berühmte Wudang-Kampfkünstlerin und Meisterschülerin von Jin Zitao.

Zhao Jianying,  geboren 1926 im Wudangshan, war eine berühmte Kampfkünstlerin Chinas in der Gegenwart. Schon als kleines Mädchen erlernte sie verschiedene Kampfkunstformen. Im Lauf ihrer Karriere gewann sie viele Preise bei Wettbewerben. Nach dem Tod von Jin Zitao Anfang der 1980er Jahre machte sie die Pflege, Verbreitung und Fortführung des Taiyiwuxingquan zu ihrer Lebensaufgabe. Sie bot in und außerhalb vom Wudangshan Seminare und Fortbildung an.  Darüber hinaus studierte sie die Klassiker, bearbeitete die schriftlichen Überlieferungen und legte ihre persönlichen Erfahrungen mit Tianyiwuxingquan in Schriften nieder. Aus diesen entstanden mehrere Bücher und Artikel in diversen Fachmagazinen. Ihre Berichte über Taiyiwuxingquan riefen ein großes Echo in der chinesischen Gesellschaft hervor. Durch ihre Bemühung wurde die beinah verlorengegangene Form wieder lebendig. Das Interesse an dieser alten Form wurde geweckt und die Form gewannen den Zugang zur Öffentlichkeit. Seither kamen immer mehr Menschen aus aller Welt nach Wudangshan, um Taiyiwuxingquan zu erlernen.  Taiyiwuxingquan ist zu einem Inbegriff für traditionelle Wudang-Kampfkunst geworden. Für ihre großen Leistung wurde Zhao Jianyin zur Nachfolgerin des nationalen immateriellen Kulturerbes ernannt. Im Januar 2011 verstarb Frau Zhao Jianyin im Alter von 86 Jahren. Nach ihrem Ableben sind ihr Sohn Qin Xianping (Nachfolger in der 19. Generation) und ihre Enkelin Qin Xia (Nachfolgerin in der 20. Generation) die offiziellen Linienhalter. Insbesondere die jüngere Nachfolgerin Qin Xia brachte frischen Wind in alte Traditionen. Ihr Weg als Kampfkünstlerin wurde ihr quasi bereits in die Wiege gelegt. Schon von Kindesbeinen an lernte sie verschiedene Kampfkünste. Ihre Großmutter übte einen großen Einfluß auf sie aus. Später bekam sie bei verschiedenen Wettbewerben viele Auszeichungen. Von ihrer Großmutter hat Qin Xia nicht nur die Form Taiyiwuxingquan gelernt, sondern auch die daoistische Philosophie und Lebenseinstellung.  „Was im Leben zählt, ist eben Fleiß, Ausdauer, Pflichtbewusstheit und Harmonie.“ Nach diesem Motto der Familie wurde Qin Xia auch erzogen. Als Linienhalterin in der Familie fühlt sie sich verpflichtet, die Tradition fortzusetzen und Taiyiwuxingquan zu verbreiten. Sie vertritt die Meinung, dass sich hinter jeder Traditionellen Kampfkunstform eine Geschichte verbirgt, die eng mit der Kultur und Philosophie in Zusammenhang steht. Deshalb soll nicht nur die Form des Kampfes vermittelt werden, sondern auch die dazugehörige „Kunst“. Nur so kann man der Sache auf den Grund gehen und die Tradition sowie die Form besser verstehen. Ihre Unterrichtsgestaltung unterscheidet sich folglich auch von dem üblichen, konventionellen Vorgang. Einführung in den Daoismus, Konsultieren von daoistischen Medizinern, Kennenlernen der traditionellen Musik und Gedichte, Teilnahme an Teezeremonien und  Räucherstäbchenzeremonien, sowie Ausprobieren von Kalligraphie, all das sind Bestandteile ihres Unterrichts. Sie versteht es, die Tradition als ein gebündeltes Paket der chinesischen Kultur mit all ihren Facetten zu vermitteln. Außerhalb der Trainingszeit ist Qin Xia gesellschaftlich engagiert. Sie bekleidet verschiedene Ämter, sitzt z.B im Ausschuss der Wushu-Vereinigung der Stadt Danjiangkou und ist die Leiterin des Campus für Kampfkunst des nationalen immateriellen Kulturerbes. Als Linienhalterin und Botschafterin von Taiyiwuxingquan ist sie in den letzten Jahren viel um die Welt gereist. Ihre Reisen führten sie in den USA und nach Europa, um die Form bekannt zu machen und die Kultur zu vermitteln. Im November 2017 besuchte sie Berlin mit einer Delegation aus ihrer Provinz und präsentierte dabei Kulturschätze aus ihrer Heimat.

Im Hinblick auf die Zukunft möchte Qin Xia einen Campus für Taiyiwuxingquan im Wudangshan aufbauen. Sie stellt sich eine offene Einrichtung für alle vor, die aber gleichzeitig auch eine Bildungsstätte für Interessierte und talentierten Nachwuchs sein soll. Und es sollen nicht nur Kampfkunstformen beigebracht werden, sondern auch die damit verbundene Kultur und Philosophie sollen vermittelt werden. In ihren Augen soll ein guter Kampfkünstler nicht nur die äußere Form perfekt beherrschen können, sondern auch belesen und tiefgründig sein. Das Grundstück für den Campus ist bereits vorhanden, was fehlt, ist die entsprechende Finanzierung. Zwischen Ideal und Realität liegt meistens eine Kluft, man versucht eben, zwischen beiden eine Balance zu finden. Das weiß auch Qin Xia, trotzdem bleibt sie ihrem Traum treu. Denn, wer ein Traum hat, kann diesen dann auch verwirklichen. 

 

 

 

Qin Xia lernte Taiyiwuxing von ihrer Großmutter Zhao Jianying und setzt sich heute sehr für dessen Erhaltung und Verbreitung ein.

Im Wudangshan zählen außer Taiyiwuxingquan noch zwei weitere Kampfkunstformen, das Wudangchunyangquan und das Sanfengtaijiquan, ebenfalls zum immateriellen Kulturerbe Chinas. Weiterhin werden verschiedene Wudang-Formen in den Kampfkunstschulen unterrichtet. Die Zeit hat sich geändert. Heutzutage leiden immer mehr Menschen unter Stress und seelischer Belastung. Die meisten Menschen kommen nach Wudang, um Entspannung, Ausgleich sowie innere Ruhe zu finden. Sie hoffen, durch die daoistischen Gesundheitspflegenden Übungen und durch Meditation Stress abzubauen, Energie zu tanken und Kraft zu gewinnen. Das daoistische Gedankengut soll ihnen dabei helfen, mit mehr Gelassenheit und Belastbarkeit durchs Leben zu gehen. Im Vergleich zur Vergangenheit ist das Interesse nach Gesundheitspflegenden und meditativen Übungen erheblich gestiegen. Die Vermittlung von Kampfkunstformen steht nicht mehr im Vordergrund. Was die Wudang-Formen betrifft, gibt es großes Angebot. Man muss sich umschauen, die Lehrer und die Formen kennenlernen, um die richtige für sich zu finden. Nicht Jeder, der daoistische Kleidung trägt, ist ein echter Mönch, und auch nicht Jeder, der einen Meistertitel trägt, ist in der Wirklichkeit ein Großmeister. 

 

Wudang-Berge, das daoistische Heiligturm, der Geburtsort der Wudang-Schule und des Taijiquan, ist umgegeben von einer bezaubernden Landschaft. Es lohnt sich, einmal da zu sein, um die Kultur, die Kampfkünste am eigenen Leib zu erleben. Der Weg an sich ist Dao, besagt das Daoismus.

aktualisiert am: 16.04.2024

Taiji-Symbol mit den chinesischen Schrift- zeichen für "tai ji dao"

Kontakt:

 

Taiji-Dao e.V.

Schwertstraße 13

D-42651 Solingen

Fon +49 (0)212 244 3567

Fax +49 (0)3222 150 4329

Taiji-Dao(at)t-online.de

Besucherzähler

Druckversion | Sitemap
© Taiji-Dao e.V.